Information und Bewegung standen im Zentrum des 8. Arthrosetages. Er fand am 27. Oktober 2016 während des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie in Berlin mit über 500 Teilnehmern statt. Unter ihnen waren auch zahlreiche Gehörlose, für die zwei ehrenamtliche Gebärdensprachdolmetscherinnen übersetzt haben.
Als wissenschaftliche Leitung begrüßten Frau Prof. Erika Gromnica-Ihle, Internistin sowie Präsidentin Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband und Prof. Wolfgang Rüther, Direktor der Orthopädischen Universitätsklinik im Klinikum Bad Bramstedt und der Klinik und Poliklinik für Orthopädie des Universitätsklinikums Hamburg Eppendorf die Gäste. Frau Prof. Gromnica-Ihle stellte klar: „Ärzte sind keine Dienstleister, Patienten keine Kunden. Entscheidend ist das gegenseitige Verständnis zwischen beiden.“ Danach folgten Grußworte der Kongresspräsidenten Prof. Heiko Reichel, DGOOC, Prof. Florian Gebhard, DGU, und Dr. Manfred Neubert, BVOU, die den hohen Stellenwert der Veranstaltung als Schnittstelle zwischen Fachkongress und Betroffenen verdeutlichten. Auch Dr. Helmut Sörensen, Präsident der gastgebenden Berliner Rheuma-Liga, richtete einige Worte an Referenten und Gäste. Er betonte die bundesweite Anziehungskraft der Großveranstaltung, die sich auch daran zeige, dass Mitglieder der Rheuma-Liga Thüringen eigens mit einem Bus angereist seien.
Mit dem Vortrag „Wann soll ein Kniegelenkersatz erfolgen?“ eröffnete Prof. Klaus-Peter Günther den wissenschaftlichen Teil. Der Geschäftsführende Direktor des UniversitätsCentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie des Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden legte dar, dass die generelle Richtlinie, Kniegelenkersatz solle erfolgen, wenn die Schmerzen für den Betroffenen zu groß seien, in vielen Fällen zu wage sei. Am Ende komme es bei der Entscheidung für eine Operation insbesondere auf vier Kriterien an: Knieschmerz, Nachweis eines Strukturschadens mittels Röntgen, Versagen der konservativen Therapiemaßnahmen sowie eine auf die Kniegelenkserkrankung bezogene Einschränkung der Lebensqualität mit subjektivem Leidensdruck.
Antworten auf die Frage „Chronischer Rückenschmerz – Was tun?“ gab Prof. Bernd Kladny, Chefarzt Orthopädie der Unfallchirurgie Fachklinik Herzogenaurach. Wichtig sei es vor allem, Fehlbelastungen zu vermeiden. Außerdem neigten Betroffene oft dazu, ihre Aktivitäten aufgrund der Schmerzen zu reduzieren − dabei sei jedoch das Gegenteil richtig: „Bewegung und Belastung mit Schmerz ist nicht gefährlich, sondern notwendig“, betonte Prof. Kladny. Auch gebe es viele Therapiemöglichkeiten, doch könne er keine generelle Empfehlung aussprechen, denn es komme auf den jeweiligen Einzelfall an. Eine gute Übersicht biete aber die Nationale Versorgungslinie Kreuzschmerz (Im Internet unter: http://www.leitlinien.de/nvl/kreuzschmerz/).
In der Pause zwischen den Vorträgen gab es einen kleinen Vorgeschmack auf „aktiv-hoch-r“ − das neue Bewegungsangebot der Rheuma-Liga. Ein Therapeut stellte einige Übungen zum Mitmachen vor: Er startete mit einfachen Bewegungen am Platz, die dann um einige Koordinationsübungen ergänzt wurden. Viele Gäste informierten sich danach am Rheuma-Liga-Infostand zu diesem und den weiteren Angeboten wie Schmerzbewältigung und Ausflügen mit dem Rheuma-Liga-Bus.
Nach der Pause berichtete Prof. Max Löhning vom Deutschen Rheuma-Forschungszentrum Berlin (DRFZ), Experimentelle Immunologie, über die „Arthroseforschung am DRFZ“. Zentrales Problem bei Arthrosen sei die Knorpelschädigung im Gelenk und die Neuproduktion von nur wenig belastbarem Knorpel. Deshalb verfolge sein Team in der Forschung den Ansatz, zu untersuchen, wie die Knorpelzellen dazu gebracht werden können, wieder belastbaren Knorpel zu produzieren.
Zum Ende des Arthrosetags zählte Prof. Andreas Halder, Chefarzt der Klinik für operative Orthopädie der Sana Kliniken Sommerfeld sowie Außerplanmäßiger Professor der Otto-von-Guericke Universität Magdeburg auf, mit welchen konservativen Behandlungsmethoden Operationen möglicherweise vermieden werden können. Hilfreich sei oft eine Änderung ungesunder Lebensgewohnheiten hin zu mehr Aktivität und einer Reduzierung des Körpergewichts. Auch könne man durch Physiotherapie Schmerzen und dem Verlust von Beweglichkeit entgegenwirken. Sollte bereits ein Funktionsverlust eingetreten sein, gebe es zahlreiche Hilfsmittel, etwa zum Laufen oder Greifen. Prof. Halder ermutigte die Betroffenen, sich gut zu informieren und mit ihrem Arzt zusammen den individuell passenden Weg zu suchen: „Nicht der Arzt entscheidet, Sie sollen selber am Steuer sitzen.“
Autor: Malte Andersch
Der 8. Arthrosetag im Rahmen des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) 2016 wurde veranstaltet von der Deutschen Rheuma-Liga Berlin e.V. in Kooperation mit der Deutschen Rheuma-Liga Bundesverband e.V. sowie der Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), dem Berufsverband der Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU) und der Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU).
Vortrag I: „Wann soll ein Kniegelenkersatz erfolgen?“
Vortrag II: Chronischer Rückenschmerz
Vortrag III: Arthroseforschung